Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
144 Hollands Blüthe.
^ besaß große Länderstrecken in Nordamerika, die schönsten Jnsetn in West« iudien, es hatte Brasilien erobert und vorlängst in Ostindien und Ceylon festen Fuß gefaßt, selbst die Goldküste Afrika's gehorchte weithin den Holländern; mit großen Kapitalien ausgerüstete Handelsgesellschaften in Amsterdam führten die Reichthümer aller dieser Länder nach Europa. Welch reger Verkehr,^ welches geistige Streben sthon dadurch nach Holland kam, ist leicht zu ermessen, und Gelehrsamkeit und jegliche Kunst blühte, wie nie zuvor, in dem mühsam dem Meere abgerungenen Ländchen. Auf der Universität Lehden wurden besonders die alten Sprachen getrieben, aber nicht minder fanden Naturwissenschaften, Mathematik, Astronomie und Physik in Holland die fruchtbarste Förderung. Der berühmte Hugo Grotius lehrte das Völkerrecht, und Holland wurde die Wiege aller Staats - und Finanzwissenschaft. Die großen Reichthümer des Landes weckten einen lebhaften Kunstsinn; Malerei, Baukunst und alle praktischen Künste, besonders auch die Gärtnerkunst, gelangten zu einer raschen Blüthe. Die holländischen Staatsmänner, halb Kaufleute, halb Diplomaten, standen in höchster Achtung, und die großen Dränier hatten ein vortreffliches Kriegsheer und eine wahre Pflanzschule für Feldherren und Seeoffiziere in's Leben gerufen.
So lernte denn der junge Prinz in Holland die Erfolge kennen und bewundern, welche ein kleines Volk durch unermüdliche Thätigkeit und unter der Leitung tüchtiger Staatsmänner in jeder Beziehung erreicht hatte, und es erstarkte in ihm der Wille, auch in seinem Volk die Keime solchen ruhmvollen Gedeihens zu pflegen und aufzuziehen. Sein ganzes späteres Wirken giebt Zeugniß davon, wie sehr jene in der Fremde gesammelten Erfahrungen von ihm zum Heile seines Volkes benutzt wurdeu. Die meisten Staatseinrichtnngen, welche er nachher in seinen Ländern beförderte, waren Ergebnisse seines Umganges mit den holländischen Staatsmännern; besonders aber lernte der Prinz die Kriegsverfassung der großen Oranier kennen und entwickelte nach ihrem Beispiel das Feldherrvtalent, das später seinen Namen durch die ganze Mit- und Nachwelt trug. Nicht aber sein Geist und sein Wissen allein erstarkten bei dem Aufenthalt in Holland, auch sein Charakter und seine Willenskraft wurden in dem edeln Kampfe gegen jugendliche Leidenschaft gestählt; er lernte sich selbst beherrschen. In dem üppigen Haag war es, wo bei den Freuden nächtlicher Gelage öfter der Versuch gemacht wurde, den Jüngling zu unwürdigen Ausschweifungen zu verführen; aber sein fürstliches Ehrgefühl, gestärkt durch die Warnungen seines Erziehers, ließ ihn den Lockungen widerstehen. Er verließ, um den Versuchungen aus dem Wege zu gehen, lieber den Haag; „ich bin es meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schuldig," sagte er und begab sich in's Feldlager zum Prinzen von Oranien. Als dieser den Grund seiner plötzlichen Entfernung aus dem Haag erfuhr, klopfte er ihm beifällig auf die Schultern und sagte: „Eine solche Flncht ist Helden* müthiger, als wenn ich Breda eroberte. Vetter, ihr habt das gethan,, ihr werdet mehr thun. Wer sich selbst besiegen kann, der ist zu großen Unternehmungen fähig." Diese ehrenvolle Anerkennung des berühmten Orauiers machte einen tiefen Eindruck auf das empfängliche Herz des ehrbegierigen Jünglings, welcher nun um so mehr bemüht war, sich vor jeder Befleckung zu bewahren und die Prophezeiung des großen Fürsten zu erfüllen.
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Extrahierte Personennamen: Hugo_Grotius
Extrahierte Ortsnamen: Hollands Nordamerika West« Ostindien Ceylon Amsterdam Europa Holland Holland Holland Holland Holland Breda
196
Iii. Kulturzustnde.
98.
Groe Erfindungen.
Man hat mit gutem Recht das neunzehnte Jahrhundert das Zeitalter der Erfindungen genannt. Ihre Zahl lt sich kaum bersehen; der grte Teil ist von den Naturwissenschaften ausgegangen. Als allgemeiner hervortretende Erfindungen mgen hier nur angefhrt sein: die Gasbe-leuchtung und Gasheizung, das elektrische Licht, der Steindruck, der Stahl-stich, der Farbendruck, die Photographie, die Schnellpresse, die Nhmaschine. Von weitgreifendster, weltumgestaltender Bedeutung aber sind die Dampf-Maschine, die Dampfschiffahrt, die Eisenbahnen und der elek-tromagnetischetelegraph.
1. Die Dampfmaschine wurde 1769 von dem Englnder James Watt erfunden; ihre Erfindung fllt also bereits in die vorhergehende Geschichts-Periode. Doch ihre groartige Verbreitung und vielseitige Anwendung gehrt erst in die neueste Zeit. Eine vllige Umwandlung des Fabrikbetriebes und des Bergbaues wurde dadurch hervorgerufen; die Industrie in ihrer jetzigen Gestalt ist durch die Dampfmaschine erst geschaffen.
In der Einfhrung der neuen Erfindung war England den brigen Lndern weit voraus. Whrend dort schon im Jahre 1810 etwa 5000 Dampfmaschinen arbeiteten, begann in Preußen erst 1830 die allmhlich zunehmende Verwendung der Dampfkraft.
2. Die Dampfschiffahrt ist eine Erfindung des Nordamerikaners Robert Fnlton, der 1807 zu Newyork das erste Dampfboot baute. Sie fand rasche Ausbreitung, zunchst in Nordamerika und England.
In Deutschland ging 1817 ein Dampfboot von Berlin bis Hamburg; im folgenden Jahre begannen Dampfschiffe den Rhein zu befahren. der den atlantischen Ocean machte 1819 das erste Dampfschiff die Reise von Nordamerika nach England in 26 Tagen. Gefrdert wurde die Dampfschiffahrt auch durch die Anlage groartiger Kanle, so nament-lich des Suez-Kanals, der 1869 dem Verkehr bevgeben wurde, sowie des Nord-Ostsee-Kanals, 1895.
3. Das Eisenbahnwesen wurde begrndet durch den Englnder Georg Stephenson, der im Jahre 1812 die Lokomotive erfand. Unter seiner Leitung wurde die erste fr den allgemeinen Verkehr bestimmte Eisenbahn in England 1825 vollendet.
In Deutschland wurde die erste Eisenbahn 1835 zwischen Nrnberg und Frth an-gelegt; 18371841 folgte die erste grere Linie Leipzig-Dresden (f. d. Farbendruckbild Vi); 1838 wurde die erste preuische Strecke Berlin-Potsdam befahren.
4. Der elektromagnetische Telegraph wurde im Jahre 1833 von Gau und Weber in Gttingen erfunden. Die Erfindung erhielt eine weitere
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Extrahierte Personennamen: James Robert_Fnlton Georg_Stephenson Weber
Extrahierte Ortsnamen: England Newyork Nordamerika England Deutschland Berlin Hamburg Rhein Nordamerika England England Deutschland Nrnberg Gttingen
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reich ist, auf die Zustnde der Welt eingewirkt. Man hat daher mit gutem Recht das letztvergangene Jahrhundert (17891889) das Zeitalter der Erfindungen genannt. Da kettet sich eine wichtige und folgenreiche Erfindung an die andere; alle Lebensgebiete: der Verkehr und der Handel, das Gewerbe und die Industrie, der Ackerbau, die Kriegsfhrung, das geistige Bildungswesen, werden davon berhrt und verndert, die Welt durch sie gleichsam neugestaltet. Ihre Zahl lt sich kaum bersehen; der grte Teil ist von den Naturwissenschaften ausgegangen. Als allgemeiner hervortretende Erfindungen mgen hier nur angefhrt sein: Die Gasbeleuchtung und Gasheizung, das elektrische Licht, der Steindruck, der Stahlstich, der Farbendruck, die Photographie, die Nhmaschine, die Schnellpresse, die Hinterladungs-geschtze 2c. Von der weitgreisendsten, weltumgestaltenden Bedeutung aber sind: die Dampfmaschine, die Dampfschiffahrt, die Eisenbahnen und der elektromagnetische Telegraph.
1. Die Dampfmaschine wurde 1769 von dem Englnder James Watt erfunden ( 137 Anm.); ihre Erfindung fllt also bereits in die vorhergehende Geschichtsperiode; doch ihre groartige Verbreitung und vielseitige Anwendung gehrt erst in die neueste Zeit. Eine vllige Umwandlung des Fabrikbetriebs und des Bergbaues wurde dadurch hervorgerufen; die Industrie in ihrer jetzigen Gestalt ist durch die Dampfmaschine erst geschaffen.
In der Einfhrung der neuen Erfindung war England den brigen Lndern weit voraus: während dort schon im Jahre 1810 etwa 5000 Dampfmaschinen arbeiteten, begann in Preußen erst 1830 die allmhlich zunehmende Verwendung der Dampfkraft; Hannover erhielt 1832, Wrttemberg 1841 die erste Dampfmaschine. Jetzt sind Hunderttausende von Maschinen in Thtigkeit; auch die bescheidenste ge-werbliche Anstalt wird schon mit Dampf betrieben". Von besonderer Wichtigkeit aber ist die Anwendung der Dampfkraft auf die Schiffahrt und das Eisen-bahnwesen (Nr. 2 und 3).
2. Die Dampfschiffahrt ist eine Erfindung des Nordamerikaners Robert Fnlton, der 1807 zu Newyork das erste Dampfboot baute. Sie fand rasche Ausbreitung, zunchst in Nordamerika und England. In Deutschland ging 1817 ein Dampfboot von Berlin bis Hamburg; im folgenden Jahre begannen in England gebaute Dampf-schiffe den Rhein zu befahren. der den atlantischen Ocean machte 1819 das erste Dampfschiff die Reise von Nordamerika nach England in 26 Tagen. Jetzt wird diese Strecke schon in 7 bis 10 Tagen zurck-gelegt.
Von mehr als 300 Dampfern wird tglich der Ocean zwischen Europa und
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— 57 —
Jahr 1872 eröffnete Schwarz Waldbahn dar. In Bezug auf Ausrüstung und Fahrgeschwindigkeit genießen die badischen Bahnen den besten Ruf in Deutschland. Die Rheinschiffahrt hat gleichfalls erhebliche Fortschritte gemacht. Abgesehen von der großangelegten Rheinkorrektion sind eine Reihe bedeutender Hafenanlagen geschaffen worden: Mannheim wurde zum größten Binnenhafen Deutschlands ausgestaltet, Karlsruhe
Erbgroßherzog Friedrich.
erhielt einen stattlichen Rheinhasen, auch Kehl besi^t eineu solchen von namhafter Ausdehnung. Ebenso hob sich die Boden-seeschiffahrt beträchtlich.
Die öffentliche Wohlfahrtspflege, die Fürsorge für Arme und Kranke, wird in Baden unter lebhaftester persönlicher Beteiligung der Großherzogin Lnise eifrig und gewissenhaft ausgeübt. Die Schöpfungen der Landesmutter auf diesem Gebiet. ~l.e in die kleinsten Orte hinein erstrecken, sind in jeder
Umsicht mustergültig. Die meisten humanen Bestrebungen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Rheinkorrektion Mannheim Deutschlands Karlsruhe Kehl Baden
Autor: Meyer-Wimmer, J., Dreyer, Friedrich, Meyer, Johannes
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
428
Mied und studierte nun die Rechtswissenschaft, seit 1877 wurde er im auswärtigen Amte zu Berlin beschäftigt, wo er gegenwärtig als Legationsrat lebt. Ta er an dem Feldzuge 1870 teilgenommen hatte, konnte er seine großen Heldenlieder V i o n-oille (1870) und Sedan (1875) aus eigener Anschauung schaffen. Seine Tramen: Ter Mennonit; Die Herrin ihrer Hand; Die Karolinger; Harold; Väter und Söhne; Die Ouitzows; Der neue Herr u. a. sind von echt dramatischer Kraft und Gewalt. Neben ihm sind noch zu nennen Gerh. Hauptmann und Joh. Sudermann.
Hinter dem Interesse an der gelehrten Arbeit und an der Wissenschaft, ist gegenwärtig der Anteil an der Dichtung etwas zurückgetreten. Dieuuoch dürfen wir hoffen, daß gerade durch die gelehrte Arbeit auch unsere Dichtung mannigfache Anregung und Förderung finden wird. Wollte man in der Dichtung der Gegenwart nach einem charakteristischen Zuge suchen, der aus eine weitere Kunstentwickelung hindeutet, so dürfte man denselben in dem Wiedererwachen unserer nationalen Heldensage und in dem wachsenden Verständnis finden, das den vollendeten Kunstwerken unserer altgermanifchen und mittelhochdeutschen Poesie zu teil wird.
Die Malerei sehen wir in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts noch einen Schritt weiter gehen, als in dem vorhergehenden Zeitraum. Deutsch, ja das war sie im innersten Wesen geworden, aber allgemein deutsch. „Das ganze Deutschland soll es sein" — „sowieit die deutsche Zunge klingt", das war so der Ton, wie ihn Schnorr, Schwind, zum Teil auch Richter und andere anschlugen. Doch diese deutsche Zunge, wie klang sie so verschieden in Nord und Süd, — wie anders trug sich, schwätzte und lachte der leichtlebige Rheinlänber, als sein Vruber ba oben am einsamen Belt, wo die Möve zieht! Wie anders bachten und gebärbeten sich bieselben Deutschen auf dem ernsten Märkerfaub, als unten im Schwabenwinkel. Welch eine wuuberbare Mannigfaltigkeit! Mit den Eisenbahnen waren sich die Stämme näher getreten, man hatte sich kennen, sich verstehen gelernt. Mit den Eisenbahnen drohten aber auch die Stammoriginale von Nord und Süb, die malerischen Trachten, das charakteristische Geplauber mehr zu verschwinben. Mit liebenber Sorgfalt fing man an, den Spuren der sich leise verwischenben Stammesunterschiebe nachzugehen. Man
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— 295 —
diesen die Maler Cornelius und Kaulbach, der Bildhauer Rauche der Dichter Friedrich Rückert und der Musiker Felix Mendels-sohn-Bartholdy hervor. Die ausgezeichnetsten Gelehrten wurden an die Berliner Hochschule berufen, größere wissenschaftliche Reisen der Gelehrten förderte der König in jeder Weise. Aus dre Erwerbung von Bücherschätzen, von Denkmälern des Altertums, sowie auf die Errichtung wissenschaftlicher Institute ließ er große Summen verwenden. Eine Reihe der herrlichsten Bauwerke verdankt Friedrich Wilhelm Iv. ihre Entstehung oder Wiederherstellung. Außer dem Dom zu Cöln und der Zollernburg stnd unter anderem zu nennen: die Berliner Schloßkapelle mit ihrer Riesenkuppel, der Hochmeistersitz Marienburg und das Bergschloß Stolzenfels am Rhein. In Trier ließ der König eine römische Basilika für die Zwecke des evangelischen Gottesdienstes einrichten. Die Erneuerung des größten Bauwerks aus der Karolingerzeit, des Münsters zu Aachen, förderte er durch Schenkung von neuen Säulen und Glasgemälden. Unter seiner Regierung wurden auch die ersten eisernen Eisenbahnbrücken (bei Dirschau über die Weichsel und bei Cöln über den Rhein) gebaut.
§ 308. Friedrich Wilhelms Iv. Lebensabend und Tod.
Preußen erwarb 1850 die hohenzollernschen Lande, indem die beiden daselbst regierenden Fürsten zu Gunsten des Königs abdankten. Durch den Ankauf des Jadebusens an der Nordsee konnte ein Kriegshasen für die gegründete preußische Flotte errichtet werden. Dagegen trat der König das Fürstentum Neuen-burg an die Schweiz ab.
Friedrich Wilhelms Iv. Tätigkeit war nirgends ausdauernder als in der kirchlichen Richtung. Die Belebung des christlichen Glaubens lag ihm vor allem am Herzen. Von seinem srommen Sinn legen zahlreiche Kirchen Zeugnis ab, in Berlin allein sind mehr als zwanzig neue Gotteshäuser zum größten Teil aus seine Veranlassung und mit seiner tätigen Beihülfe erbaut worden. So machte er seinen Wahlspruch: „Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen", zur Wahrheit. Auch die Bestrebungen der „inneren Mission" förderte er nach allen Kräften. Das Krankenhaus Bethanien in Berlin ist in jeder Beziehung sein Werk.
Im Jahre 1857 erkrankte der König so bedenklich, daß er die Regierungsgeschäste seinem ältesten Bruder, dem Prinzen Wilhelm, vorläufig übertragen mußte. Da der König nicht genas, so trat der Prinz von Preußen am 9. Oktober 1858 die selbständige Regentschaft an. Damit endete die Regierung Friedrich Wilhelms, aber noch nicht sein Leiden. „Lang Leid, lang Leid", so kennzeichnete der duldende König selbst seinen
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Extrahierte Personennamen: Cornelius Friedrich_Rückert Friedrich Felix_Mendels-sohn-Bartholdy Felix Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Wilhelm Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms
Extrahierte Ortsnamen: Kaulbach Bergschloß_Stolzenfels_am_Rhein Trier Aachen Rhein Nordsee Fürstentum_Neuen-burg Berlin Bethanien Berlin
566
Wissenschaft-
ichc Bildung.
und Truppen unterstützt, so lange diese gegen die spanisch-östreichische
Weltherrschaft ankämpften. Aber die kommerzielle und maritime Hege-
monie Hollands war unverträglich mit den großen Bestimmungen, welchen
Cromwell und Ludwig Xiv. ihre Völker zuzuführen strebten. Der
Kampf begann. Aus den Kriegen mit Frankreich ging Holland durch
den bewundernßwerthen Geist Wilhelms Iii. und einen der Vorfahren
würdigen Heldenmuth mit weniger Nachtbeil hervor, als aus dem
Kampfe, mit welchem die Konkurrenz Großbritanniens die holländische
Handels- und Seemacht zu Land und zu Wasser und in allen Welt-
theilen angriff. England setzte das mit der Navigationsakte eröffnete
System konsequent fort, und dieses traf schlimmer als verwüstende
Kriege die eigentlichen Lebensbedingungen der Republik. Der utreckter
Friede entschied den Fall Hollands und die Erhebung Englands. Hol-
land verlor seilte Seemacht, itnb als Landmacht hatte es einen zu ge-
ringen Umfang, um sich neben Großstaaten, wie Frankreich und Eng-
land , oder vielmehr über denselben 511 behaupten. Die ungeheuren
Ausgaben waren unerschwinglich für die paar Millionen Bewohner der
Provinzen. Innere Unruhen und Verfassungßstreitigkeiten untergruben
das morsche Gebäude, und es kam dem Einsturz nahe, als 1776 der
nordamerikanische Krieg ausbrach, Holland in denselben verwickelt und
dem unwiderstehlichen Andrang Englands preisgegeben wurde. Alle
Zweige des Verkehrs der Republik geriethen in Verfall. Die dänische,
schwedische und deutsche Schifffahrt erlangten durch ihre Neutralität ein
solches Uebergewicht über die holländische, daß sie ihr nicht nur allen
Handel zwischen dem Nordosten und Südwesten Eucopa's, sondern
auch einen großen Theil ihres direkten Verkehrs mit den Kolonien
entrissen.
Seit dem Ende des 16. Jahrhuitdertß blühten in den Niederlanden
Kunst und Wissenschaft. Von der Kunst haben wir schon (S. 186
bis 491) gesprochen. Von 1575 bis 1648 waren fünf Universitäten
gegründet worden! Leyden, Franecker, Groningen, Utrecht und
Harderwyk. Die philologischen Disciplinen, welche im 15.
und 16. Jahrhundert zuerst in Italien eifrige Pflege gefunden hatten,
wurden im 17. Jahrhundert mit dem größten Eifer von den Holländern
getrieben, und diese zeichneten sich in denselben vor allen anderen Völ-
kern aus. Joseph Scaliger, der Sohn des berühmten Julius Sca-
liger (S. 200), Justus Lipsius, Hugo Grotius, Gruter, Daniel
H ein sius haben sich durch ihre Ausgaben alter Schriftsteller große Verdienste
erworben. Johann Gerhard Vossius war für die Literaturgeschichte
der Alten, besonders in Beziehung auf Historiker und Dichter, thätig,
und auch dessen Söhne Isaak und Gerhard haben Verdienstliches
geleistet. Johann Georg Grävius, von Naumburg, wurde nach
Deventer und von da nach Utrecht berufen, er faßte die antiquarischen
Forschungen in Beziehung auf daß römische Alterthum in seinem The-
saurus antiquitatum romanorum zusammen. Als Gegenstück gab
Jakob Gronov, der Sohn des ebenfalls berühmten Johann Fried-
rich Gronov, seine Sammlung der griechischen Antiquitäten heraus.
Peter Burmann bewährte sich in seiner Ausgabe des Horaz als
scharfsinniger Kritiker.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Wilhelms Großbritanniens Joseph_Scaliger Julius_Sca- Justus_Lipsius Hugo_Grotius Daniel
H Johann_Gerhard_Vossius Johann Isaak Isaak Johann_Georg_Grävius Johann Jakob_Gronov Johann_Fried-
rich_Gronov Johann Peter_Burmann
Extrahierte Ortsnamen: Hollands Frankreich Holland Hollands Englands Frankreich Holland Englands Niederlanden Groningen Utrecht Italien Naumburg Deventer Utrecht
§. 76. Der Principal des Augustus. §. 77. Das Harren der Völker. 73
3. Rom eine M o n a r ch i e.
Dittmar's histor. Atlas. Tas. Vi.
1. Der Principal des Augustus.
§.76. Don nun an regierte Octavian (mit dem Beinamen Auqu-
stus) das römische Reich als Monarchie unter republikanischen Formen
unter dem Titel Princeps (auch Imperator); und das Volk,
welches zufrieden war, wenn es nur Brod und Spiele hatte, ließ sich
sein Regiment gerne gefallen, um so mehr da Augustus mit der größten
Milde und weisesten Mäßigung herrschte, und allenthalben äußere Ord-
nung und Sicherheit, sowie durch Belebung des Handels und Verkehrs
einen allgemeinen Wohlstand schuf. Auch förderte er Kunst und Wissen-
schaft auf jede Weise, wobei er besonders von seinen Freunden und
Regierungsgehilfen Mäcenas, Agrippa und Mess ala unterstützt
wurde.
Sein Zeitalter nennt man das goldene Zeitalter der römi-
schen Literatur. Es lebten zum Theil etwas vor, zum Theil mit ihm
die Dichter Terentius, Virgilius, Horatius, Ovidius, die
Geschichtschreiber Julius Cäsar, Corn. Nepos, Sallustius, Li-
vius, die Redner Hortensius und Cicero.
Da Augustus neben seiner eigenen Erhaltung bei all' seinem Thun
stets das Wohl des Volkes im Auge hatte, so erwarb er sich den aus-
richtigen Gruß „Vater des Vaterlandes" und kannte dem ganzen Volke
gegenüber selbst bis in sein hohes Alter weder Furcht noch Argwohn.
Auch seine Kriege, die er führte, zielten nur darauf ab, theils die Ruhe
im Innern zu sichern, theils die Grenzen des Reichs zu schützen, das
unter ihm sich von: atlantischen Meere bis zun: Euphrat, vom Rhein,
der Weser, der Donau und dem schwarzen Meere bis an die Wüsten
Arabiens und Afrika's erstreckte.
2. Das Harren der Völker.
§. 77. Aber das Reich des Augustus war nicht das wahre Friedens-
reich, seine Völker schienen nur glücklich zu seyn, waren es aber in
Wahrheit nicht; denn es fehlte ihnen das wahre Heil. Der Göt-
terdienst war ein leeres Spiel geworden und diente nur den Priestern
zur Befriedigung ihrer Habsucht, dem Volke zum Deckmantel seiner
Sünden, den Gebildeten zun: Gegenstände ihres Spottes.
Nur das Volk der Juden bewahrte noch die Erkenntniß des wahren
Gottes, wenn auch dieselbe durch Menschensatzungen vielfach verunstaltet
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans]]
Extrahierte Personennamen: Augustus Augustus Octavian Augustus Agrippa Julius_Cäsar Cäsar Nepos Cicero Augustus Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Rom Horatius Rhein Donau Arabiens Gottes
70
deutende Mündungsarme : Assel, Waal, Leeck, Vecht und
alter Rhein. Letzterer, vor seinem Ausflüsse in's Meer längst
schon gänzlich versandet, hat erst jüngst durch menschliche Nach-
hülfe wieder einen geregelten Abfluß erhalten. Flußarme, welche
in dem einen Jahrhundert die größten Kauffahrteischiffe iu's Meer
führten, wurden durch allmälige Versandung für die Schifffahrt
unbrauchbar, verloren ihre Bedeutung und geriethcn nebst den
daran gelegenen Handelsstädten in Vergessenheit. Dieses Schicksal
traf nicht blos die Rhein-, Weichsel- und Nilarme, son-
dern sämmtliche große Ströme der Erde, welche mehrere Mün-
dungen iu's Meer haben. Der Nil soll von seinen vielen Armen
7, der Sat-el-Arab (aus der Vereinigung des Euphrat und
Tigris entstanden) 8, der Ganges von seinen 100 über 50
zum Meere senden, von welchen jedoch nur wenige für größere
Schiffe fahrbar sind. Dadurch erweitert sich die Mündungsgegeud
bedeutend; der äußerste rechte ist daun vom äußersten linken Mün-
dungsarme oft 60, 100, ja 200 Stunden entfernt.
16. Die inselähnlichen Laudtheile zwischen den Mündungsarnien
bilden zusammengenommen ein großes //, welches das Zeichen
für den griechischen Buchstaben D (Delta) ist, weßhalb die Alteu
das Mündungsland des Nil das Nil-Delta nannten, welcher
Name von den spätern Geographen auf jede Mündungsgegeud
übertragen wurde, die von mehreren Flußarmen durchzogen wird.
Die denl Delta vorgelagerten, oft zahlreichen Sandbänke, welche
Barren heißen, nehmen au Umfang und Mächtigkeit zu, erheben
sich über das Niveau des Meeres und bilden dann die bewohn-
baren, meist sehr fruchtbaren Ntündungsinseln. Auch diese
werden nicht selten nach vielen Jahren und Jahrhunderten durch
Versandung und Schlammausfüllung der sie vom Lande trennen-
den ruhigern Meerestheile mit dem Deltaboden verbunden. Um
Ravenna, ursprünglich aus einer Insel erbaut, welche einst
einen berühmten Kriegshafen besaß, hat der Pofluß seit Kaiser
Augustus Zeiten eine Landstrecke von Meilen-Breitc angeschwemmt
und die Stadt vom Meere getrennt. Vor dem Nil-Delta lag zu
Hvmer's Zeiten, etwa 1000 Jahre vor Christi Geburt, die Insel
Pharos eine Tagereise von der Küste; Seneca erwähnst dersel-
den 1000 Jahre später als ganz nah am Ufer liegend und nun
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Extrahierte Personennamen: Augustus Augustus Christi
§ 140. Reisen, Verkehrsmittel und Postwesen.
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Dem Landhandel kamen die vortrefflichen römischen Strafsen sehr zu Statten; die Schiffe beschränkten eich vorzugsweise auf das Mittelmeer. Die Wälder Ober Italiens lieferten viel Holz, das auf Flöfsen (rates) auf dem Tiber nach Ostia fuhr. — In Rom besorgten die Klein- und Detailkrämer (institor, propola, caupo, letzteres Wirt und Krämer in einer Person) den Verschleifs und hatten namentlich an den Marktplätzen ihre Verkaufsbuden (tabernae). Dafs die römischen Kaufleute, welche mit den Heeren nach allen Teilen des Reiches zogen und sich oft fest ansiedelten, Träger römischer Kultur wurden, ist bekannt.
2. Börsengeschäft und Bankivesen (negotiatio im engeren Sinne). Einerseits der Mangel an Gelegenheit, um sein Geld in fruchtbringender Weise auf Kapital zu legen, andererseits der Handel mit den Nachbarstaaten, von denen jeder anderes Geld hatte, machte schon frühe die Errichtung von Wechslergeschäften und Banken nötig. Das Wechselgeschäft besorgten die nummularii (mensarii), die entweder als Privatleute das Wechslergeschäft betrieben oder als staatliche Miinzbeamte die Münzen prägten, die neugeprägten in Umlauf setzten und fremde Münzsorten gegen römischen Kurant umtauschten (permutare), auch Darlehen gaben und Depositen annahmen. Dagegen sind die argentarii die eigentlichen Bankiers, die Gelder gegen geringen Zins annahmen und gegen höheren wieder ausliehen; es sind also Börsenmänner, die mit Geld wucherten (fenerari).
Beide Geldhändler, die nummularii und argentarii, hatten ihre Kontore (mensa) resp. Banken (argentaria) am Forum, besonders bei den drei Durchgangsbogen (iani). Vgl. Hör. sat. 2, 3, 18 (postquam omnis res mea Ianum ad medium fracta est) und ep. 1. 1, 54. Die besten Geschäfte machten die Bankiers in den Provinzen. Das Geschäftsbuch (codex rationuni, Kalendarium) enthielt die Namen der Darleiher und Entlehner. In Rom zinste man monatlich 1%j daher der Jahreszins 12% (fenus unciarium), in den Provinzen zahlte man bis 20 °/0. Zinstage die Kalendae und Idus (Hör. sat. 1, 3, 87: tristes Kalendae). Die ersten Bankiers waren wiederum die römischen Ritter, die als publicani in den Provinzen schalteten.
B. Verkehrsleben.
§ 140. Reisen, Verkehrsmittel und Postwesen.
1. Man reiste im Altertume verhältnismäfsig viel und für den Römer zumal gab es reichliche Veranlassungen zum Reisen: der Krieger, der Beamte, der Handelsmann und Künstler, der reiche Herr, der auf sein Landgut zog, alle reisten; die Zusammensetzung des Reiches aus so verschiedenfachen Ländern führte einen großen Teil der römischen Welt auf Reisen. Was das Landreisen sehr erleichterte, war ein vortreffliches Strafsensystem und die große
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